The Dark Side of the City

Armut und Obdachlosigkeit

Was gleich in den ersten Tagen in der Stadt auffiel war die wahnsinnig hohe Zahl an Obdachlosen. Und obwohl ich jetzt schon sechs Wochen in der Stadt bin, habe ich mich noch keinesfalls daran gewöhnt. Als ich letzte Woche gegen 21 Uhr auf dem Heimweg von der Arbeit war, hat mich der Anblick wieder ein wenig zum Nachdenken gebracht: Im Eingang auf meiner Seite der Metro-Station lagen 32 Obdachlose mitsamt ihres Hab und Guts.

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Tenderloin

Am schlimmsten ist die Situation in Tenderloin. Als ich das erste mal durch diesen Stadtteil lief, war das ein prägender Eindruck. An jeder Ecke lagen Obdachlose. Viele davon sind auch total wirr im Kopf, pöbeln vorbeilaufende Leute an oder bewerfen diese mit irgendwelchem Zeug.

Der Geruch von Gras an jeder Straßenecke war am Anfang auch auffällig. Das ist aber überall in der Stadt zu finden, Kalifornien ist da wohl ziemlich liberal, deswegen kann man auch im Park ständig Leute sehen, die sich einen Joint drehen oder das Zeug ganz offen verkaufen. Offiziell ist das Kiffen hier eigentlich verboten, man bräuchte theoretisch ein Rezept vom Arzt. Aber entweder es interessiert hier einfach niemanden oder es sind alle todkrank und haben ein Rezept :D Als ein Bekannter, mit dem ich durch die Straßen lief, plötzlich eine Spritze auf dem Boden fand, dachten wir erst, das wäre etwas besonderes. Ist es aber nicht. Spritzen auf dem Boden findet mal hier alle paar Meter.

Das Starbucks-Erlebnis

Das krasseste Erlebnis war aber in einem Starbucks mitten in der Innenstadt. Ich will mir eine heiße Schokolade holen und stehe in einer kleinen Starbucks-Filiale in einem großen Einkaufcenter an der Kasse. Dann kommt eine alte obdachlose Frau in den Laden, vor sich schiebt sie einen Einkaufswagen mit ihrem Besitz samt gesammelter leerer Pfandflaschen und Dosen. Die alte Frau trägt einen Rock, läuft, den Einkaufswagen schiebend, ein paar Meter durch den Starbucks, bleibt auf einem Teppich stehen und pisst dort im Stehen auf den Teppich. Mitten in einem Starbucks, wo es auch eine Toilette gäbe. Ein paar Leute aus der Schlange blicken zu der alten Frau und beginnen zu tuscheln, wenige Leute verlassen den Laden. Aber keiner, auch nicht die Starbucks-Mitarbeiter hinter der Theke reagieren und rufen den Security, der nur wenige Meter entfent steht. Yes, that's America!

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erstellt am 25.04.2016